Meißen


Postkartenmotiv  Kleinstadt
Und Ludwig Richters Schicksal

Postkartenstadt und Märchenkulisse

Die kleine Stadt Meißen idyllisch an die Elbe geschmiegt, mit pittoresker Silhouette, von Dom und Schlosstürmen gekrönt, ruft sie jedem staunenden Betrachter zu: "Mach ein Bild von mir!" Und so entstehen bis heute zahlreiche Veduten aus der Ferne und in der Stadt. Ob der Dom mit seinen gotischen Doppeltürmen, das historische Kloster oder das Porzellanschloss Albrechtsburg, die Stadt bietet viele malerische Ansichten und Blickwinkel. Insbesondere im 19. Jahrhundert begann sie sich zur idealen Kulisse für Geschichten von Rittern und Prinzessinnen zu etablieren.

Meißen Ein Provinznest?

Die beiden Elbstädte Meißen und Dresden liegen etwa 25 Elbkilometer voneinander entfernt. Wollte man schnell von Dresden nach Meißen gelangen, musste man mit einer etwa vier Stunden dauernden Kutschfahrt rechnen. Auf der historischen Karte von „Dresden und Umgebung“ von 1725 finden wir Meißen weit im Westen, fast von der Karte abgeschnitten. Es lag außerhalb des Dresdner Regierungsbezirkes und damit wohl auch außerhalb des Blickfeldes. 

Während in Dresden, der Residenzstadt der sächsischen Kurfürsten und Könige, die Kunst blühte und sich zu Beginn des 19. Jahrhunderts der Beiname "Elbflorenz" etablierte, der auf die Bedeutung Dresdens als kulturelles Zentrum verwies, blieb es in Meißen kunstbetrieblich eher ruhig, auch wenn die Meißner Porzellanmanufaktur dem Ort zu hohem Ansehen verhalf. 

Für einen jungen, aufstrebenden Künstler aus Dresden, der die letzten Jahre in Rom verbracht hatte, war Meißen demnach nicht die erste Adresse als Sprungbrett.

Und trotzdem zog der später berühmte Künstler der Romantik Ludwig Richter 1828 aus seiner Heimatstadt Dresden nach Meißen, um eine Anstellung als Zeichenlehrer an der Meißner Porzellanschule anzunehmen und blieb dort acht Jahre lang, bis er die ersehnte Anstellung an der Dresdner Kunstakademie erhielt.

 Auch wenn sich die Zeit in Meißen wie eine Warteposition auf der Karriereleiter anfühlte, war es doch die produktivste Phase seines Schaffens. In Meißen hatte er tiefgründige Konzepte entwickelt und höher gesteckte programmatische Ziele verfolgen können. Wie es dazu kam, wie sich der junge Ludwig Richter zu jener Zeit fühlte und welche Rolle Meißen dabei spielte, das untersucht der Kunsthistoriker Gerd Spitzer in der Publikation 'Ludwig Richters Meißner Jahre 1828 - 1836'. 

Ludwig Richters Meißner Jahre  1828 1836


Was den heute berühmten Künstler Ludwig Richter nach Meißen führte und was er dort schließlich fand, das thematisiert Gerd Spitzer in der neuen Publikation der Edition Fichter 

Gerd Spitzer

Ludwig Richters Meißner Jahre 
1828 1836

Selbstfindung und Selbstbehauptung eines jungen Malers

Briefe an Carl Gustav Boerner und Tagebuchaufzeichnungen

Frankfurt 2024, Edition Fichter
Hardcover, 320 Seiten, 70 Bilder
Im Shop 'Edition Fichter' erhältlich!